Mitten in Basel, Ecke Schanzen- und Spitalstrasse, steht ein aufregendes Gebäude. Sieht aus wie eine Raumstation, die zufällig in der Stadt gelandet ist. Extraklasse ist das, extragalaktisch: das Universitäts-Kinderspital beider Basel.
Im Innern verstärkt sich der futuristische Eindruck zu einem Dreiklang aus Höhe, Weite, Licht. Es gibt Gänge in Weiss und Gänge in Beige und Rot. Manche öffnen sich jäh zu einem Raum am Fenster mit bunten Schalensessel. Retro-Chic hat das Ambiente. Als wären wir in der Space Station V aus «2001: Odyssee im Weltraum», Kubricks Klassiker von 1968
«Kompetent und menschlich»
Habe ich heute was Gescheites getan?
Im zweiten Stock des Spitals findet sich ein betont karger Ort, fensterlos. «C2 Besprechung CEO» heisst er. Ein Mann und eine Frau kommen herein: Marco Fischer und Caroline Stade. Der Jurist Fischer ist Vorsitzender der Geschäftsleitung. Stade leitet seit 2009 den Pflegedienst, auch sie ist Mitglied der Geschäftsleitung. Stade und Fischer haben keine Zeit, doch sie nehmen sich welche.
Was mögen die beiden Führungskräfte an Ihrer Arbeit besonders? Fischer: «Man kann sich jeden Tag die Sinnfrage stellen: Habe ich heute was Gescheites getan? Und immer lautet die Antwort ja.» Stade: «Ich habe täglich mit Eltern und Kindern zu tun. Ein Traumjob – ich kann die Kinderpflege weiterentwickeln!»
«Kompetent und menschlich», so lautet der Claim des UKBB. 2022 gab es eine landesweite Befragung zu Leistungen und Ansehen von Kinderspitälern. Das Basler Spital schnitt in acht Kategorien am besten ab.
«Wir versuchen, jeden Wunsch zu erfüllen»
«Ich wott au zu eu go schaffe!»
Bei allem Grund zur Freude im Haus – es gebe eine grosse Sorge, sagen Stade und Fischer: den Mangel an Fachkräften. In den ersten fünf Jahren nach dem Berufseinstieg verlasse ein Drittel den Pflegebereich für immer. Man experimentiert am UKBB deshalb mit neuen Formen der Arbeit. Stade: «Früher galt: Das hat zu passen. Heute versuchen wir, jeden Wunsch zu erfüllen.» Das heisst zum Beispiel: keine Schichten, falls gefordert. Oder Dienste nur am Mittwoch. Viel mehr Teilzeit? Gern!
«Haben Sie unsere Filme auf TikTok gesehen?», fragt Caroline Stade am Ende des Gesprächs. Sie zückt das Handy. iNurseUKBB heisst die kleine Reihe, ein Wortspiel – der Satz heisst auch «Ich kümmere mich ums UKBB». In einem Video machen Pflegende Karaoke und tanzen mit grosser Geste. 10 600 Klicks in den ersten drei Tagen. «Ihr könnt mit Humor umgehen und seid sehr professionell», kommentiert eine Userin. Und ein User schreibt: «Ich wott au zu eu go schaffe!»
Das Universitäts-Kinderspital beider Basel
Die Geschichte des Spitals begann 1846. Elisabeth Burckhardt-Vischer, Bürgersfrau aus Basel, liess eine Krankenstube für Kinder einrichten. Sechs Jahre später gründete sie mit zwei Schwestern die Stiftung «Kinderspital Basel». 1862 wurde am Kleinbasler Rheinufer ein Haus für vierzig Betten eingeweiht – das erste Kinderspital der Schweiz.
Das heutige UKBB entstand 1999 durch Fusion von Einrichtungen in Basel-Stadt und Baselland. Zu Beginn existierten drei Standorte, 2011 öffnete der farbenfrohe Neubau an der Spitalstrasse 33. Neben dem UKBB gibt es noch zwei eigenständige Kinderspitäler in der Schweiz: in St. Gallen und Zürich.
Die öffentlich-rechtliche Institution ist eines der modernsten Kinderspitäler Europas und Zentrum der Wissenschaft. Im Spital arbeiten über 900 Ärztinnen und Ärzte, Pflegende und andere Fachleute. Rund 6700 Säuglinge, Kinder und Jugendliche gibt es pro Jahr auf den Stationen, dazu über 100 000 ambulante und Notfall-Behandlungen.