Was morgen zählt

30. November 2021

Sie ist Vorreiterin, Trendsetterin – was genau macht sie anders als andere Banken? Rendite sei für die BLKB nicht alles, hören wir. Weitblick sei wichtig. Und Nachhaltigkeit. Was soll das heissen, bei einer Bank?

Nicht weit vom Bahnhof Liestal steht ein Klotz aus Sandstein, Glas und dunklem Metall. Um 1980 hielt man diese Art zu bauen für modern. Könnte ein Kraftwerk sein, doch knapp unterm Flachdach steht das Kürzel «BLKB». Die Basellandschaftliche Kantonalbank, gegründet 1864 als öffentlich-rechtliche Anstalt. Im Baselbiet war das Geld knapp in jener Zeit, denn alles floss in den Eisenbahnbau. Für andere Kredite brauchte es die neue Bank. Bahnreisende waren ebenfalls froh über die Neu-gründung: Sie liessen sich Geld an Stationen unterwegs schicken, Stationen wie Liestal.

Vor dem Sandsteinklotz steht eine Art Bauzaun, er verdeckt den Parkplatz. Aushänge am Zaun machen neugierig. «BLKB. Was morgen zählt.» Und: «Wir legen nachhaltig an – für Sie und die nächste Generation.»

Der zweite Eindruck der Bank überrascht. Nein, damit hatte der Besucher nicht gerechnet: mit einer Empfangshalle, die aussieht wie ein Wohnzimmer aus der Bauzeit des Neubaus. Sitzgruppen mit Kissen, Designermöbel; gedeckte Farben: Rot, Grün, Blau, Grau.  Alles sehr schick und angenehm retro. Beamer projizieren Bilder an die Wände: Hügel, Dörfer, Burgen, das Baselbiet. Gleich nebenan stehen Baselbieter mit Masken in der Schalterhalle.

Wir sind im 3. Stock zum Gespräch verabredet, im Eckbüro von CEO John Häfelfinger. Der Blick geht nach Westen, auf Baudirektion und Bibliothek. Neben Häfelfinger wartet Alexandra Lau, Leiterin des Bereichs Strategie und Marktleistungen, Mitglied der Geschäftsleitung.

«Der Umschwung zur Nachhaltigkeit kam bei uns aus Überzeugung.»

- John Häfelfinger

Die Nachhaltige Bank

«Was morgen zählt»: Seit 2019 ist der griffige Slogan das Motto der Bank. Das Versprechen könnte grösser nicht sein. Mit drei Worten verpflichtet sich hier eine Bank, heute so zu handeln, dass die Handlungen auch mit Blick aus der Zukunft noch richtig sind.

«Der Umschwung zur Nachhaltigkeit kam bei uns aus Überzeugung», meint John Häfelfinger. Was bedeutet das abgewetzte Modewort für die Führung einer Bank? Häfelfinger zitiert aus dem Leitbild der Bank: «Wir übernehmen Verantwortung für die Menschen, die uns vertrauen, für die Gesellschaft, in der wir leben, und für die Umwelt, die uns das Leben ermöglicht.»

Das Versprechen, nachhaltig zu sein, gelte natürlich auch für das Kerngeschäft, betont der CEO: Alle Finanzanlagen der Bank und alle Anlagen, die die Bank empfehle, seien auf künftige Auswirkungen hin geprüft – also gerecht gegenüber der nächsten Generation. 2020 und 2021 hat das Magazin «Capital Finance International» die Vorreiterin BLKB ausgezeichnet – als beste nachhaltige Regionalbank der Schweiz.

«Unser Geschäftsgang ist vorhersehbar. Es gibt wenig Schwankungen»

- John Häfelfinger

Die BLKB in Zahlen und Fakten: 

sechstgrösste Kantonalbank, grösste Bank im Baselbiet. 25 Niederlassungen, gut 850 Mitarbeitende. Zu 74 Prozent im Besitz des Kantons. Bilanzsumme: 31 Milliarden Franken. Wie profitabel ist die Bank? Häfelfinger: «Sie gehört zu den Top Five.» Und ist eine der sichersten Regionalbanken in Europa. Der Erfolg komme durch das nachhaltige Wirtschaften. «Unser Geschäftsgang ist vorhersehbar. Es gibt wenig Schwankungen.»

Die Fürsorgliche Arbeitgeberin

Wenn er Grosses meint, nutzt der CEO grosse Worte: «Wir wollen für unsere Mitarbeitenden eine tolle Zukunft schaffen.» Und diese Zukunft beginnt in der Gegenwart: Frauen und Männer erhalten laut Häfelfinger für gleiche Arbeit gleichen Lohn. Und 1,1 Millionen Franken investiere die Bank jährlich in Aus- und Weiterbildung.

ihrer Spezialisten – für Angestellte jeden Alters. «Wir steigern ihren Marktwert!» Anfang August 2021 starteten vierzehn Lernende und sechs junge Praktikanten bei der BLKB. Mit-arbeitende der Generation 50 plus würden ebenfalls gezielt gefördert – auch die, die vielleicht noch nicht in Pension gehen wollen. «Wir kennen ihren Wert», sagt John Häfelfinger. «Kompetenz, Wissen, Erfahrung, diese Seniorität. Das sind Ressourcen!»

Wissenstransfer lautet das Stichwort. Die Jungen profitieren von der Erfahrung, die Älteren vom Know-how der Digital Natives. 

John Häfelfinger, BLKB

«Viele unserer Teams sind gemischten Alters. Und wir stellen gezielt erfahrene Profis ein. »

- Alexandra Lau

Wie bekommt die BLKB ihn hin, den Transfer? Lau: «Viele unserer Teams sind gemischten Alters. Und wir stellen gezielt erfahrene Profis ein.»

An der langen Wand in John Häfelfingers Büro hängt ein Gemälde seines Schwagers, des Künstlers Nicolas Vionnet, ein Bild in Schwarz- Weiss, 220 × 150 cm. Ein namenloser Gebirgskamm im Nebel, welcher sich eben verzieht. Der Grat lädt zur Wanderung, doch man muss furchtlos sein – ja, das Bild lässt sich gut interpretieren. Häfelfinger hat das Werk von zu Hause mitgenommen. Es ermuntere ihn, sagt er, täglich neue Wege zu gehen.

«Wenn es um Kredite geht, betrachten wir die Risiken aus Sicht des Kunden. »

- John Häfelfinger

Die engagierte Partnerin

Der CEO: «Wenn es um Kredite geht, betrachten wir die Risiken aus Sicht des Kunden. Wir sagen lieber einmal mehr: ‹Kaufen Sie sich kein Haus, Sie können es sich nicht leisten!› Oder: ‹Investieren Sie lieber in Ihre Rente, nicht in eine Hypothek. Es bringt Ihnen ja nichts, wenn Sie ein Haus kaufen und dafür nur noch Kartoffeln essen!› Also ... nichts gegen Kartoffeln!», sagt Häfelfinger, er lacht.

Die BLKB hat ihre Dienstleistungen umgestellt. Aus Kundenberatern wurden Finanzplaner. «Das ist einmalig auf dem Schweizer Markt. Hat uns eine Stange Geld gekostet. Der Berater betrachtet den Kunden ganzheitlich.» Und das heisst?

Alexandra Lau: «Der Kunde kommt vielleicht mit einer kleinen Finanz-frage. Doch wir schauen: Worum geht es eigentlich? Wir verkaufen ihm nicht einfach ein Produkt, wir wollen verstehen: In welcher Lebenssituation befindet er oder sie sich? Was sind die Bedürfnisse?» Häfelfinger: «Natürlich brauchen wir Finanzprodukte wie Hypotheken. Doch im Vordergrund steht die Beziehung. Damit vergibt man sich kurzfristig etwas Rendite, aber langfristig schafft man Vertrauen.»

Die BLKB versteht sich als Bank für alle Generationen. Und für alle gibt es Angebote: für die Kleinen, die ihr Taschengeld einzahlen. Für die Teenager mit ihrem ersten Lohn. Für junge Familien mit dem Wunsch nach einem Eigenheim. Für Unternehmer, welche ihre Nachfolge regeln möchten. Für Menschen vor der Pensionierung. Und für Senioren, die das Erbe planen.

Alexandra Lau, BLKB

Auch ausserhalb der Büros fördert die BLKB den Dialog der Generationen, etwa durch Sponsoring. Drei Beispiele – eins: die Partnerschaft mit dem Theater Basel. Die BLKB bezahlt zum Beispiel eine Theaterpädagogin, die die junge Generation begeistern will. Zwei: Für die Fondation Beyeler finanziert die Bank «Das Dingsda im Museum». Das Projekt animiert Jung und Alt, die Fondation gemeinsam zu erkunden. Drei: Die BLKB unterstützt Pro Senectute beider Basel – und ebenso Initiativen wie «SLAM Basel» für junge, wilde Wortakrobaten.

Beim Abschied in Liestal denkt der Besucher: Die Schweiz wäre wohl ein noch besserer Ort, würde jeder auf Austausch und Ausgleich zwischen Menschen aller Lebensstufen achten. Ein gutes Miteinander stärkt unsere Gesellschaft heute. Und das ist es, was morgen zählt.

Die Gesprächspartner

Alexandra Lau (Jahrgang 1980), Leiterin des Bereichs Strategie und Marktleistungen, Mitglied der Geschäftsleitung. Geboren in Dessau, seit 26 Jahren in der Schweiz. Lau studierte Internationale Beziehungen an der HSG und schrieb ihre Masterarbeit über den Bereich Corporate Social Responsibility. 2010–2017 bei der Credit Suisse, Unternehmensberatung und Risk Management. Seit 2017 bei der BLKB. 2020 zog sie nach Liestal. Verheiratet, zwei Kinder. Sie mag es sportlich: joggen, schwimmen, Yoga, segeln.

John Häfelfinger (Jahrgang 1971), CEO. Benannt nach Kennedy, «der war damals prägend». Banklehre, höhere Fachschule. 1996–2016 bei der Credit Suisse. Dort vergab er Kredite an internationale Firmen in Privatbesitz und verwaltete die Vermögen ihrer Inhaber. Seit 1. Januar 2017 CEO der BLKB. «Hier kann ich Einfluss nehmen. Ich darf Werte gestalten.»

Verheiratet, drei Kinder. War früher geschäftlich viel auf Reisen – vor allem in Asien. Hat heute ein bis zwei Abende pro Woche, die er mit seiner Familie verbringt. Interessen: das Spannungsfeld Regionalisierung – Globalisierung. Bücher über interessante Unternehmungen und Geschäftsmodelle. Theater. Er joggt viel, und er rudert auf dem Rhein, oft im Einer, Modell «Prähistorisch»