Die Erfolgsgeschichte begann vor über zehn Jahren. Der Solothurner Hobbytaucher Thomas Tschirren hatte zusammen mit Freunden eine Idee: Sie wollten nachhaltige Shrimps züchten. Ohne Antibiotika, gleich bei den Kunden, in der Schweiz. 2019 war es so weit. Nach langem Tüfteln in einer Pilotanlage ging das Unternehmen Swiss-Shrimp AG an den Start.
Als Erstes brauchte die junge Firma einen geeigneten Standort. Ideal, meinten die Gründer, wäre ein Ort, an dem Abwärme genutzt wird. Shrimps wachsen am schnellsten bei 28–30 Grad. Der Zufall kam den Gründern zu Hilfe: In einem Zeitungsartikel las der CEO der Schweizer Salinen vom Start-up. Er hatte die Wärme, und er hatte Land, am Rande von Rheinfelden. Nun steht die Anlage der SwissShrimp AG dort neben den Schweizer Salinen und nutzt deren Abwärme.
Dick wie ein Daumen, Lang wie ein Kugelschreiber
Die Biomasse kommt aus dem EU-Raum und aus den USA nach Rheinfelden. In einer grossen Halle entwickeln sich die Larven hier in sechzehn Salzwasserbecken lang-sam zur essbaren Delikatesse. Aquakultur-Spezialisten sorgen dafür, dass die fast durchsichtigen Weissbeingarnelen gedeihen. Eine Laborantin untersucht mehrmals wöchentlich die Qualität des Wassers. Bis 20-mal pro Tag wird es gereinigt, von drei verschiedenen Filtern.
Die Tiere wachsen drei bis vier Monate. «So dick wie ein Daumen, so lang wie ein Kugelschreiber müssen sie sein», sagt Rafael Waber, der Geschäftsführer von SwissShrimp. «Dann sind die Shrimps erntereif.» Nun werden sie herausgeschöpft und in kaltem Wasser rasch getötet.
Waber weiss: «Die Leute mögen es küchenfertig – geschälte Shrimps. Um kein Foodwaste zu produzieren, verwerten wir aber alles von der Garnele, auch den Kopf, der übrigens am meisten Geschmack hat.» Und so gibt’s bei SwissShrimp
Garnelen mit oder ohne Köpfe, es gibt Pakete nur mit Köpfen oder als rohe oder pure Shrimpsmasse separiert. Mit den Resten lassen sich Ravioli füllen, oder man verarbeitet sie zu Fond und Suppe.
Erntefrisch beim Kunden auf dem Teller
Die Verwertung beginnt jedoch erst, wenn online eine Bestellung eingegangen ist, meist von einem Restaurant. Am nächsten Tag landen die Garnelen per Paketkurier beim Kunden und dort schnell auf dem Teller. Quasi erntefrisch. «Shrimps fürs gute Gewissen», so nennt Rafael Waber das Produkt seiner Firma. Andere Crevetten, die Crevetten im Handel, gelangen tiefgekühlt von weit her nach Europa, häufig vollgepumpt mit Medikamenten.
Für den Versand nutze seine Firma eine speziell entwickelte Box, erzählt CEO Waber. «Das ist die erste Verpackung, mit der auch Frisch-fisch direkt nach Hause verschickt werden kann.» Die Kiste lässt sich bis zu 200-mal nutzen. 2019 gewann die Firma dafür den Schweizer Verpackungspreis.
SwissShrimp beschäftigt 16 Ange-stellte und bietet auch Führungen für Privatpersonen und Firmen, mit oder ohne Apéro. Zehn Tourismus-Guides arbeiten deshalb zusätzlich für das Unternehmen. Die Führungen sind mittlerweile fester Bestand- teil im Angebot von Rheinfelden Tourismus. Und Besucher, die den Betrieb mit den wimmelnden Weissbeingarnelen gesehen haben, sind beeindruckt. Nachhaltig.