Ja, wer bin ich? Christian Bernhardt, Mitarbeiter der blpk. Mein Weg ist schnell skizziert: Banklehre in Basel, später KV-Abschluss, Arbeit bei einer Bank. Dann wechselte ich zu einer grossen Sammelstiftung. Berufliche Vorsorge, das hat mich gleich fasziniert. Also wurde ich Fachmann für Personalvorsorge. An der Verwaltungsfachschule Olten lernte ich Thomas Amstutz kennen, der schon eine Ewigkeit bei der blpk arbeitete. So kam es zum Kontakt.
2003 habe ich hier als Kundenberater angefangen. Später wurde ich einer von zwei Teamleitern im Kundendienst, für zehn Jahre, mit fünf bis acht Leuten. Ihr Vertrauen zu spüren – das war etwas Schönes.
Gegen fünf stehe ich auf, zwischen sechs und sieben starte ich.
Ich wollte aber nie weg von den Kunden. Vor zwei Jahren wurde die Teilung in zwei Teams aufgehoben. Ich nutzte die Chance und wurde wieder Kundenberater, hundert Prozent. In der beruflichen Vorsorge versichern wir drei Risiken: Alter, Invalidität und Tod. Einige Berater betreuen die aktiven Versicherten, die anderen – wie ich heute – sind zuständig für Todesfälle und Invalidität.
«Wir bekamen Laptops, schon hiess es: Ab nach Hause!»
An einem Arbeitstag stehe ich gegen fünf auf, zwischen sechs und sieben starte ich, bei einem Kaffee. Zuerst checke ich meine E-Mails, die Post von Versicherten, Versicherern, Anwälten und IV-Stellen. Welche kann ich gleich beantworten? Später am Morgen kommt die Post. Auf welche Briefe muss ich sofort reagieren?
Ab dem Vormittag widme ich mich meinen Pendenzen. Die Invalidenversicherung schickte zum Beispiel eine Verfügung über Leistungen. Die ist für uns bindend, aber ich muss den Fall prüfen. Auf der Basis unseres Reglements und der Ge- setze fällt dann der Entscheid. Gibt es einen Anspruch? Wie hoch? Bei dieser Arbeit sitze ich nicht im stillen Kämmerlein. Vieles geschieht im Team; ich bringe Inputs, ich hole mir Inputs. Invalidisierung – das ist ein Prozess, der über Monate geht, manchmal über Jahre. In Etappen. Wenn der oder die Versicherte bei der IV Einsprache erhebt oder vor Gericht geht, kann es sich hinziehen.
Der Austausch mit den Kunden er-folgt oft schriftlich, wegen der Beweiskraft. Lieber ist mir der direkte Kontakt. Sie kommen vorbei, wir reden. Zwei Jahre lang war das we-gen Corona nicht möglich. Als die Pandemie kam, hat die blpk schnell gehandelt. Wir bekamen Laptops, und schon hiess es: Ab nach Hause! Für die Geschäftsleitung hatte unsere Gesundheit erste Priorität. Das habe ich sehr geschätzt; von Firmen aus meinem Umfeld hörte ich andere Sachen.
Sie warten auf einen Entscheid, sie warten auf Geld.
Zurzeit arbeite ich einige Tage der Woche in Liestal an der Mühlemattstrasse und einige Tage im Homeoffice. Mein Büro bei der blpk befindet sich im Erdgeschoss, in einem Grossraum. Hinter meinen Bildschirmen steht eine grüne Pinnwand mit Fotos. Ja, sieht etwas nüchtern aus, der Platz. Ich bin halt nicht die Person, die den halben Hausrat im Geschäft ausstellt. Ich brauche nur Werkzeug, um zu arbeiten, und ein paar Fotos.
Gespräche mit Kunden im Büro hat es seit Frühjahr 2020 also kaum gegeben. Doch auch am Telefon spürt man die Emotionen der Versicherten. Sie warten auf einen Entscheid, sie warten auf Geld, und ich beruhige sie: «Wir haben Ihr Schreiben erhalten, ja, wir arbeiten daran. Im Moment braucht es die und die Unterlagen.» Schon weiss der Kunde: Sein Fall liegt nicht in einer Schublade.
Jetzt bin ich der Prellbock.
Manchmal reagiert jemand aufgebracht. Beispiel: Ein Versicherter möchte Steuern sparen und einen freiwilligen Einkauf in die Pensionskasse vornehmen, aber wir schreiben: «Tut uns leid, das geht aktuell aus diesem und jenem Grund nicht.» Der Versicherte ruft an: «Ja, aber warum? Das kann doch nicht sein!»
«Warum muss jemand so viele Schicksalsschläge ertragen?»
Negative Emotionen nehme ich nicht persönlich, denn ich weiss, ich bin jetzt der Prellbock. Wichtig ist, einfach mal zuzuhören. Danach sage ich: «Ich verstehe, dass Sie unzufrieden sind. An Ihrer Stelle würde es mir auch so gehen.» Und dann, wenn der Donner vorbei ist, kann man meist vernünftig diskutieren.
Hinter manchen Fällen stehen tragische Geschichten. Bisweilen frage ich mich: Warum muss jemand so viele Schicksalsschläge ertragen? Oder wenn wir Leistungen ablehnen: Wie fühlt sich das an? Ich habe Mitgefühl, Verständnis. Auf der an- deren Seite muss ich neutral meinen Job machen. Das ist ein Spagat. Wir können nicht aufgrund von Mitleid entscheiden; am Ende sprechen die harten Fakten.
Wenn ich eine IV-Akte studiere, finde ich dort die Krankheitsgeschichte eines Menschen, die Arztberichte. Ich beginne zu lesen: Was war der Grund für die IV-Anmeldung? Dann vertieft man sich in den Fall und schluckt. Da hat jemand hundert Prozent gearbeitet, er steht voll im Leben, hat Familie, und plötzlich kommt ein Schlag. Krebs zum Beispiel. Lebenserwartung fünf Monate. Mein Gott, wie würde ich damit umgehen?
So, Tür zu, Geschäft abgeschlossen, fertig.
Es gibt auch Fälle, wo sich Probleme häufen. Eine Person hatte vielleicht einen Unfall. Der Arzt diagnostiziert ausserdem Leukämie, später kommt die Psyche dazu, die Familie bricht auseinander und und und. Eine Spirale dreht sich.
«Es war ein Marathon mit eingebautem Hürdenlauf,»
Und, ja, das gibt es auch: Bevor der IV-Prozess abgeschlossen werden kann, liegt vielleicht die Todesmeldung auf dem Tisch. Ganz brutal.
Ich muss mich abgrenzen. Zum Feierabend sage ich mir deshalb: «So, Tür zu, Geschäft abgeschlossen, fertig.» Denn ich möchte wegen solcher Fälle nachts nicht schlaflos liegen.
Mein Ventil ist mein Umfeld. Zum einen das Team. «Hattest du sowas schon? Ist ja verrückt!» Wir reden über die Dramatik eines Falls, ein bisschen weg von den Fakten; wir sind ja keine Roboter! Dann habe ich meine Partnerin. Wir tauschen uns aus, ohne Namen zu nennen, das hilft. Und dann ist da meine Hündin, «Esprit», braun-schwarz. Die schnappe ich mir am Abend, und wir gehen in den Wald. Nase von Esprit runter, schon geht’s los.
Wenn ich an einem Tag einen Fall bearbeiten konnte, liegen am nächsten Tag zwei neue auf dem Pult. Die grossen Projekte parallel zum Tagesgeschäft laufen ganz anders. Als Beispiel: In den letzten zwei Jahren habe ich am neuen Online-portal «myblpk» mitgearbeitet. Ich konnte mich einbringen: Ein Klick besser da als dort. Oder: Den Link fände ich besser an diesem Ort.
Am Schluss konnte ich mir sagen: «Hey, ich habe da mitgemacht!» Kann ich unseren Kunden nur empfehlen, die Plattform: «Nutzt sie, das ist eine tolle Sache!» Ich bin stolz darauf. Und stolz, dass ich in diesem grossen Team mitwirken durfte.
Wenn ich ein Bild suchen soll für den Aufwand und die Energie bei Projekten wie «myblpk», dann wäre es vielleicht dies: Marathon mit eingebautem Hürdenlauf. Für ein Projekt braucht es Ausdauer, und es gibt Stellen, da bleibt man hängen. Dann überlegt man: «Okay, eine Hürde, wie überspringen wir die?» Wir finden eine Lösung, es geht weiter, und dann kommt wie- der eine Hürde. Jeder Schritt auf dem Weg motiviert. Man spürt eine freudige Anspannung. Und wenn man ins Ziel läuft, löst das ein unbeschreiblich gutes Gefühl aus.
«Das Leben ist wie Zeichnen - nur ohne Radiergummi. »
Meine Werte ... Ich beurteile mich nicht gerne selbst. Beständigkeit, ja. auf jeden Fall. Und Zuverlässigkeit. Mein Lebensmotto? Zu Hause hängen ganz viele. Zum Beispiel: «Das Leben ist wie Zeichnen – nur ohne Radiergummi.» Ein chinesisches Sprichwort. Oder Goethe: «Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.» Da denke ich doch gleich wieder an unsere Versicherten.
Seit achtzehn Jahren bin ich nun bei der Basellandschaftlichen Pensionskasse. Ich bin hier hängen geblieben wie in einem guten Film. Weil es einfach immer spannend ist. Es passiert so viel! Die Vorsorge ist stetig im Wandel. Immer wieder kommt Grosses auf uns zu, das hört nie auf. Und genau das macht die Arbeit bei der blpk für mich so reizvoll.